Weihnachten in Saint-Etienne in Corona-Zeiten

Saint-Etienne zählt zu den französischen Städten, die von Covid 19 am meisten getroffen sind. Obwohl die Regierung beschlossen hat, ab dem 28. November die Ausgangssperre aufzuheben und ab dem 15.Dezember die Vorschriften bezüglich des Ausgangs zu mildern, kann Weihnachten dieses Jahr nicht so feierlich zelebriert werden wie üblich. Die Strassen sind ja beleuchtet, aber es kommt nicht in Frage, dass der Weihnachtsmarkt wie sonst auf dem Rathausplatz stattfindet und dass man ein Riesenrad vor das Rathaus errichtet. Dieser Platz, der bloss mit einem beleuchteten Tannenbaum geschmückt ist, so gross er auch sein mag, sieht eher traurig aus. 

So sah es im vergangenen Jahr aus. 2 Fotos Yves Bézard

Ausserdem können die angeblich nicht unentbehrlichen Geschäfte in der Stadtmitte, die seit Mitte März in einer schweren Krise stecken, und das obwohl sie seit dem 28.November wieder öffnen dürfen, nicht so viele Kunden wie sonst aufnehmen und deshalb ihre finanzielle Lage verbessern. Vor manchen Geschäften müssen die Leute wie in der Nachkriegszeit Schlange stehen. Die Buchhändler und die Bibliothekare können sich darüber freuen; die lange frustrierten Leser sind zurück. Wer könnte ja leugnen, Lesen ist für den Menschen eine wesentliche Nahrung. 

Der Coronavirus bedroht uns immer noch. Wir müssen alle stets eine Maske tragen ( wir kommen uns vor etwa wie Theaterfiguren, wie Personen aus der “comedia del arte”!) und voneinander Abstand halten. Unter diesen Umständen muss ein Familienfest verpfuscht sein. Die Menschen haben gar keine Lust, es sich gut gehen zu lassen. 

Zwar dürfen ausnahmsweise zur Weihnachtszeit die Familien von einem Departement zum anderen wieder frei fahren, es wird aber strikt empfohlen, die Zahl der Mitglieder auf 6 zu beschränken. Die Senioren bleiben leider die Hauptopfer dieser Lage. Sie dürfen keinesfalls mit ihren Enkelkindern in Kontakt kommen. Da sich die Familien immer noch nicht versammeln dürfen, sich nur auf Distanz miteinander unterhalten und wiedersehen können,ist der Zauber verflogen. 

Es ist streng verboten, sich zu küssen und sogar einem die Hand zu drücken, und dies aus Angst, vom Corona befallen zu werden! Einem virtuellen Weihnachtsfest fehlt es ungemein an menschlicher Wärme ! 

Maurice Sartre, Saint-Etienne